Man sollte denken, Rezepte mit einem regionalen Bezug bewahren eine gewisse Originalität. Aber mit allem, was der Mensch so macht und wirkt, ist es auch mit den Rezepten. Er übernimmt sie, interpretiert sie, ändert sie (vielleicht gezwungenermaßen, weil der Kühlschrank nicht alle Zutaten birgt) usw. Es gibt also auch hier in der Region keine Original-Rezepte, höchstens Rezepte von Originalen.
Die Kartoffelsuppe gibt es fast überall auf der Welt (?), vermute ich zumindest. In der Pfalz zählt sie aber zu den Traditionsgerichten, wie weißer Käse oder Saumagen oder Bratwurst mit Sauerkraut. Auch wenn der Pfälzer der Kartoffel eher zugeneigt ist, wenn sie vorher die Sau passiert hat. Aber Kartoffelsuppe hat regionalen Kultstatus erobert. Und worüber unsere Nachbarn in Baden, im Elsaß oder Rheinland nur fassungslos den Kopf schütteln können – zur Kartoffelsuppe gehört als unvermeidliche Begleitung: Quetschekuche (Zwetschgenkuchen). An hier angesichts dieser Kombination ist der Gipfel regionaler Besonderheit und Originalität also erreicht. (Hier geht es zum Rezept für den Zwetschgenkuchen.)
Bei uns zu Hause gab es selbstverständlich auch Grumbeersupp (schließlich bin ich gebürtiger Pfälzer aus Neustadt). Nur machte sie auch in meiner Heimat jeder anders und es mochte sie jeder anders. Der eine wollte, dass sich die Suppe dem Püree nähert, also eher festere Konsistent hatte. Der andere, dass die Suppe flüssig vom Löffel läuft. Mit Bockwurst oder mit Speck? Usw. usw. Fangen wir einfach an.
Grumbeersupp – Zutaten und Rezept für die Pfälzer Kartoffelsuppe
Auch bei den Zutaten gibt es so die eine oder andere Variante: von der Puristenversion (nur Kartoffeln) bis hin zum Gemüse-Potpourri. Ich selbst lasse die deftigeren Gemüse Zwiebel und Sellerie weg. Außer Kartoffeln kommen also nur Karotten und Lauch ins Spiel. Die feineren Gemüse harmonieren m.E. besser mit dem Kartoffelgeschmack. Nächste Entscheidungsfrage: welche Brühe? Oder Wasser? Ich nehme selbst gekochte Fleischbrühe (falls zur Hand) oder eine kräftige (selbst gemachte) Gemüsebrühe. Fleisch kommt sonst keines hinein.
Zutaten zur Kartoffelsuppe
- 1 kg mehlig kochende Kartoffeln (z.B. Ackersegen oder Afra)
- 2 Karotten
- Das Weiße einer Stange Lauch
- 1 l Brühe
- Etwas Butter
- Petersilie, Salz und Muskatnuss
Die Kartoffelwürfel dazu, die ebenfalls noch etwas in dem Ganzen ziehen. Dann gieße ich die Brühe an und lasse alles etwa 25-30 Minuten vor sich hin köcheln. Sind die Kartoffeln weich, passiere ich alles durch die Flotte Lotte. Manche nehmen den Pürierstab, dann schwimmen aber meisten ein paar größere Stücke in der Suppe. Die ungleiche Konsistenz mag ich hier nicht, da bin ich “Pürist”.
Zum Schluss gieße ich noch etwas Sahne an, schmecke mit Salz und Muskat ab, streue noch ein paar Petersilienblättchen und fertig ist die Kartoffelsuppe. Sie hat nun die mittlere Sämigkeit, wie ich sie schätze, wer sie dicker mag, nimmt weniger Brühe vorweg und verdünnt erst danach nach Geschmack. Dazu gibt es selbstverständlich einen Pfälzer Riesling.
Grumbeersupp (Kartoffelsuppe)
Zutaten
- 1 l Brühe (Fleisch- oder Gemüsebrühe)
- 1 kg mehlig kochende Kartoffel z.B. Afra
- 2 St. Karotten
- 1 St. Lauch
- 1 El Butter
- 100 ml Sahne
Salz, Muskatnuss, Petersilie
Anleitungen
- Gemüse putzen und klein schneiden
- Kartoffel schälen und in Würfel schneiden
- Gemüse in etwas Butter 5 Minuten andünsten (nicht braun werden lassen)
- Kartoffeln hinzugeben und kurz mit erhitzen
- Brühe angießen (ggf. nicht den ganzen Liter) und 20-30 Minuten (nach Kartoffelsorte) köcheln lassen
- Alles pürieren oder durch die Flotte Lotte drehen
- Mit Sahne, Salz und Muskatnuss abschmecken, mit Petersilienblättchen servieren
Die Kartoffelsuppe mit Zwetschgenkuchen kennt man sehr wohl in Baden! Manch Badener bezeichnet dies sogar als “Nationalgericht” 🙂
Vielen Dank für den Hinweis – aber die Aussprache wird etwas anders in Baden sein?
Mittelbaden: Grumbiersupp un Zwetschgekuche
Südbaden: Herdäpfelsupp unn Zwätschgekueche